<140> bezogen, um den Reichstruppen unter dem Prinzen von Zweibrücken1 entgegenzutreten, zu denen auch ein österreichisches Korps unter Hadik gestoßen war. Prinz Heinrich ließ ein feindliches Detachement von Sebastiansberg vertreiben, und da das Gros der Reichsarmee noch nicht heran war, beschränkte er sich auf den Kleinkrieg, in dem die Preußen die Oberhand behielten. Bei verschiedenen Zusammenstößen nahmen sie dem Feinde Gefangene ab, darunter sogar einen österreichischen General Mittrowsky. Als Prinz Heinrich vom Anrücken eines feindlichen Korps unter Dombasle auf Zwickau erfuhr, sandte er Finck ab, um den Gegner aus Sachsen zu vertreiben. Finck warf ihn bis nach Reichenbach zurück. Bald darauf mußte Prinz Heinrich in die Gegend von Dresden rücken, da der Prinz von Zweibrücken durch Böhmen über Teplitz marschierte. Die Armee ging gegen Chemnitz vor und setzte sich bei Dippoldiswalde fest, während Hülsen mit einer Abteilung bei Freiberg und Knobloch bei Maxen Stellung nahmen. Inzwischen wurden andere Reichstruppen, die sich bei Waldkirchen postiert hatten, von Kleist2 angegriffen und geschlagen. Da aber Hadik auf Cotta vorrückte, änderte Prinz Heinrich seine Stellung, bezog das Lager von Groß-Sedlitz bei Pirna und besetzte die Dörfer Zehista und Zuschendorf vor seiner Front. Später vertauschte er sein Lager mit dem von Gamig, das günstiger gelegen war. Bald zeigte sich der Prinz von Zweibrücken. Er besetzte die Höhen von Struppen und behielt auf seiner Linken Hadik, der sich von Rottwerndorf bis Cotta ausbreitete. Zur Einnahme des seiner Stellung hinderlichen Sonnensteins ließ er einige Mörser heranschaffen. Der Kommandant Grape ergab sich sehr zur Unzeit (5. September), und die Besatzung geriet in Kriegsgefangenschaft.

Gleichzeitig war Feldmarschall Daun in die Lausitz vorgedrungen und hatte ein Detachement von 20 000 Mann unter Harsch und de Ville zwischen Jägerndorf und Troppau zurückgelassen. Dies Korps sollte nach Dauns Plan Neiße belagern, sobald die preußische Armee weit genug entfernt war, daß die Belagerung ungestört blieb. Er hatte gehofft, der Einfall der Russen würde alle Kräfte des Königs ablenken. Da aber diese Hoffnung fehlschlug, rückte er in die Lausitz ein, um die Preußen dorthin zu ziehen und Harsch Zeit zur Belagerung von Neiße zu verschaffen. Er war schon bis Königsbrück vorgedrungen, als er die Niederlage der Russen erfuhr. Daraufhin ließ er seine Absichten auf Meißen und Torgau fallen und zog sich auf Stolpen zurück (5. September). Bald hernach besetzte er die Elbufer mit verschiedenen Detachements, um den Fluß bei Pillnitz zu überschreiten und die Stellung der Preußen bei Gamig im Rücken zu umfassen, während der Prinz von Zweibrücken und Hadik sie in der Front angreifen sollten. Prinz Heinrich erfuhr von dem Plane und meldete ihn dem König, der infolgedessen seinen Marsch beschleunigte, um sich mit dem Prinzen, seinem Bruder, zu vereinigen. Sofort erhielten Feldmarschall Keith und Markgraf Karl Befehl, Schlesien zu verlassen und in der Lausitz zu den Truppen des Königs zu stoßen. Fouqué blieb in Landeshut, um die böhmischen Pässe zu bewachen.


1 Prinz Michael von Zweibrücken-Birkenfeld.

2 Vgl. S. 91.